Dass einer des anderen Sprache spreche − ein Lehrmaterial für Kiswahili

Für uns ist es wichtig, dass alle TeilnehmerInnen Kiswahili lernen. Unsere Projekte finden überwiegend in dörflicher Umgebung statt. Zwar lernen die Kinder in der Schule Englisch, doch nicht alle Kinder gehen zur Schule, und Erwachsene haben die Schule vielleicht nie besucht oder das Gelernte wieder vergessen. Kommunikation braucht auch Worte und gerade, wenn man den Anspruch hat, partnerschaftlich miteinander umzugehen, dem Partner zuzuhören und seine Bedürfnisse ernst zu nehmen, ist es unerlässlich auch einige Worte in seiner Sprache zu sprechen.

Kiswahili ist die wichtigste Verkehrssprache in Ostafrika, d.h. man kann sich auch in Kenia, Somalia, Uganda, Burundi, Ruanda, Kongo, Mosambik, Malawi damit verständigen. Die Sprache wird von mehr als 60 Millionen Menschen gesprochen. Unterrichtet wird Kiswahili auch an vielen Universitäten in Europa und Amerika.
 
Neben dem Kiswahili werden allein in Tansania noch 120 andere Sprachen als Muttersprachen gesprochen. Ursprünglich wurde Kiswahili in arabischen Buchstaben geschrieben, die Kolonialmächte führten jedoch das lateinische Alphabet. Auf dem afrikanischen Kontinent werden etwa 3000 verschiedene Sprachen gesprochen. Erste Materialien über afrikanische Sprachen kamen im 15. Jahrhundert nach Europa. Es waren insbesondere Missionare, die die Sprachen erlernten und sie aufschrieben. Heute gibt es viele Institute, auch in Deutschland, die sich mit afrikanischen Sprachen befassen.
 
Im Wesentlichen unterscheidet man heute vier Sprachfamilien:
  1. Niger-Kordofanisch mit seinen Unterfamilien Niger-Kongo und Kordofanisch
  2. Nilosaharanisch
  3. Afroasiatisch
  4. Khoisan
Kiswahili gehört zu den Niger-Kongo-Sprachen, und ist dort in einer der Untergruppen der Bantusprachen. Kiswahili entwickelte sich in der ostafrikanischen Küstenregion im 9./10. Jahrhundert. Einwanderer und Händler aus dem arabischen und persischen Raum siedelten sich entlang der Küste an. Sie sprachen nach und nach die Sprache der einheimischen Bevölkerung, brachten aber auch viele eigene Wörter in die Sprache ein. So sind bis heute arabische Wörter wesentlicher Bestandteil des Kiswahili. Auch indische, portugiesische, englische und deutsche Lehnwörter findet man im Kiswahili. Je nachdem, in welchem Bereich der kulturelle Einfluss der Fremden am stärksten war, wurden entsprechende Vokabeln in die Sprache entlehnt: chai für Tee kommt aus dem Persischen, kitabu für Buch ist Arabisch, pesa geht auf die portugiesische Münze peso zurück, penseli stammt vom englischen pencel ab, shule ist deutschen Ursprungs usw. Hinzu kommen neuere Vokabeln v.a. aus dem Englischen, für die gar nicht erst nach einer Übersetzung gesucht wird, wie computa oder meneja (Manager). Kiswahili gehört zu den Bantusprachen. So bezeichnet man eine Sprachfamilie, die sich durch folgende Merkmale auszeichnet:
 
1. Jedes Substantiv gehört zu einer Klasse.
Es gibt nicht die Einteilung in männlich, weiblich oder sächlich, sondern in 15 verschiedene Wortklassen. Entsprechend der Klasse des Substantivs müssen alle anderen Teile im Satz dekliniert werden (Konkordanz).
z.B.   
Kisu    kizuri              kimeanguka.               Das gute Messer ist herunter gefallen.
Visu    vizuri              vimeanguka.               Die guten Messer sind herunter gefallen.
Mti      mzuri             umeanguka.                Der schöne Baum ist umgefallen.
Miti     mizuri             imeanguka.                 Die schönen Bäume sind umgefallen.
 
2. Die Konjugation der Verben erfolgt durch Vorsilben.
Jedes Verb besteht aus mindestens drei Teilen:
Ni                     -          na                    -           soma.   (Ich lese/lerne.)
Personalpronomen      Silbe für die Zeit         Verb.
 
Bei komplizierteren Verbformen kann es aber aus mehr Silben bestehen.
Ha    - tu    -    ta    -    mw   - andikia.           (Wir werden ihm nicht schreiben.)
nicht    wir       Futur   ihm      schreiben (Applikativ)
 
Das heißt also, viele Sätze bestehen aus nur einem Wort. Alle Elemente des Satzes sind als Silben in diesem Wort enthalten.
 
Für unsere ProjektteilnehmerInnen haben wir ein Konzept für einen 7-tägigen Intensivsprachkurs und ein dazugehöriges Material entwickelt. Beides hat sich vielfach bewährt und wurde auch schon von anderen Vereinen in Anspruch genommen.
Das Kursmaterial kann gegen eine Schutzgebühr von  30.- € abgegeben werden, der Kurs nach Absprache für eigene Gruppen gebucht werden. Einzelpersonen können an laufenden Kursen teilnehmen.